FAQ – Fragen und Antworten
zur SYSTEMISCHEN SELBST-INTEGRATION®

FRAGE:
Ist die “SYSTEMISCHE SELBST-INTEGRATION®“ ein „Familienstellen nach Hellinger?“

ANTWORT:

NEIN!

1993 habe ich Bert Hellinger und seine Methode des Familienstellens kennengelernt. Ich war sehr berührt von der Tiefe seiner damaligen Form des Aufstellens, habe sie mit meinen Patienten erprobt, sie modifiziert und zum “prozeßorientierten Familienstellen” weiter entwickelt.
Folgende Elemente habe ich von Hellinger übernommen:

  • Der Klient stellt das Beziehungsgeflecht seiner Herkunftsfamilie mit Stellvertretern auf – Aufstellungsbild.
  • Die Stellvertreter spiegeln die Beziehungsgefühle der (meist abwesenden) Familienmitglieder wieder, die sie vertreten.
  • Klienten sind oft “verstrickt”, d.h. sie vertreten für die Eltern deren früh verstorbene Angehörige, aber auch andere aus dem System Ausgeklammerte, Vergessene, Verfemte, Opfer oder Täter. Diese “Identifizierungen” gilt es wahrzunehmen und zu lösen.

ICH HABE MICH VÖLLIG VON HELLINGER GETRENNT
GRÜNDE:

  • Seine autoritäre Art, seine Unfähigkeit, Kritik anzunehmen, eine Tendenz zum Mystisch-Theatralischen, seine traumatisierende Arbeit mit Gewalt- und Mißbrauchsopfern.
  • Er stellt seine “Einsichten” nicht als Konzepte zur Diskussion, sondern erwartet, dass sie wie Offenbarungen kritiklos angenommen werden.
  • Er negiert das Symbiosethema, ein legitimes Steben nach Autonomie, nach Selbst-Bestimmtheit und fordert auch von traumatisierten Klienten, sich mit ihren Eltern zu versöhnen. Dadurch verstärkt er deren Tendenz, ihre Erinnerung an das Schlimme, an ihre legitimen Gefühle von Hass erneut zu unterdrücken. Das kann psychotische oder suizidale Krien auslösen.

In Übereinstimmung mit den meisten Therapiemethoden sehe ich meine Aufgabe als Therapeut darin, den Klienten dabei zu unterstützen, mehr zu sich selbst, zu seiner wahren Identität, zu seiner eigenen Wahrnehmung zu kommen, damit er sich aus seinen symbiotischen Überlebensstrategien mit ihren Abhängigkeiten befreien und zu einem eigenverantwortlichen möglichst authentischem Leben finden kann.
Dabei bietet das Familienstellen – verglichen mit anderen vorwiegend verbalen Methoden – einige entscheidende Vorteile:
Die Generationen übergreifende Sichtweise macht dem Klienten deutlich, durch welche Schicksale seine Eltern – und indirekt er selbst – beeinflußt wurden.
Das Aufstellungsbild und die Beziehungsgefühle der Stellvertreter ermöglichen einen unmittelbaren Einblick in die ersten prägenden Beziehungen zu den eigenen Eltern.
Es wird dem Klienten bewußt, welche Überlebensstrategien er entwickelt hat, um den Eltern nahe und wichtig zu sein: Stellvertretung früh verstorbener Angehöriger (“Identifikationen”), das Übernehmen fremder Last (Schmerz, Trauer, Schuld der Eltern), bzw. die Tendenz, mit den Eltern symbiotisch zu verschmelzen. Die damit notwendigerweise verbundenen “Glaubenssätze”, die seine Identität, seine Einstellung, seine Wahrnehmung verformt haben, werden ihm bewußt und können durch Lösungssätze aufgehoben werden.
Durch geeignete Abgrenzungs- und Abschiedsrituale kann er in einer Aufstellung an seinen Symbiosemuster arbeiten und so immer mehr an seinen richtigen Platz als Kind, zu seiner wahren Identität, zu seinen Gefühlen, Bedürfnissen, seiner eigenen Wahrnehmung kommen. Ein Repräsentant für das “Selbst” kann diesen Prozess unterstützen. Diese Rituale sind deshalb so wirksam, weil sie nicht nur auf der verbalen, intellektuellen Ebene wirken, sondern auch den Körper, die Gefühle, das Unbewußte mit einbeziehen.

FRAGE: Was versteht man unter einem „wissenden Feld“?

ANTWORT: Als „wissendes Feld“ hat Albrecht Mahr das häufige Phänomen bezeichnet, daß die Stellvertreter, aber auch der Leiter, im Aufstellungsgeschehen „Eingebungen“ haben, die sich später sehr häufig – wenn auch nicht immer – als richtig erweisen. Für mich hat das etwas mit Intuition, mit Medialität zu tun, entsprechend dem „siebten Sinn“ von Rupert Sheldrake, und es kann für die Lösungsfindung hilfreich sein, wenn man kritisch damit umgeht.

FRAGE: Was versteht man unter „Abschieds- und Abgrenzungsritualen?

ANTWORT: Zu den von mir verwendeten “Abgrenzungs- und Abschiedsritualen” gehören:

  • das symbolische Lösen einer symbiotischen Verschmelzung z.B. mit der Mutter mit folgenden Lösungssätzen:
    • „du bist du und ich bin ich
    • du hast dein Schicksal, ich habe meines,
    • du gehst deinen Weg, ich gehe meinen.“
  • die Rückgabe von unbewußt übernommener fremder Last – Trauer, Schmerz, Schuld, z.B. an die Eltern, symbolisiert durch einen schweren Stein
  • das Schützen der eigenen Grenze gegenüber dem Anderen mit Körpereinsatz und Tigerschrei
  • das Entfernen von “Introjekten”, von fremden Personen oder Glaubenssätzen, denen man einen Platz im eigenen Identitätsraum gegeben hatte
  • die “Gegenabgrenzung”: die körperliche Erfahrung, daß auch das Gegenüber das Recht hat, seinen Raum zu schützen. Das gehört zu den “Spielregeln” zwischen Erwachsenen und ermöglicht eine Begegnung in Augenhöhe
  • wenn der Klient mehr in der Vergangenheit ist als in der Gegenwart: die Abgrenzung auf der Zeitachse: der Klient geht auf einer symbolischen Linie zurück in die Vergangenheit, und erlebt körperlich, wie er gestoppt wird: “Was vorbei ist ist vorbei, es gibt kein Zurück”
  • das Abschiednehmen von noch unbewußt festgehaltenen Verstorbenen, indem man sie – symbolisiert durch die Stellvertreter – an ihren richtigen Platz  gehen läßt, „wo sie ihren Frieden finden können“
  • der Verstorbene gibt – wenn stimmig – dem Klienten seinen Segen.

Diese Arbeit hat eine hohe und nachhaltige Wirkung, wie ich in nachweisen konnte.