Newsletter November 2006
23.11.2006
Liebe Freunde, liebe Kollegen,

Inhalte dieses Newsletters:

  • Weiterbildung für Familiensteller
  • Sippengewissen oder Individuation?
  • Feedback und Forum
  • Termine


Weiterbildung für Familienaufsteller

Ich bin noch ganz bewegt vom letzten Weiterbildungskurs für Familienaufsteller. 16 Kollegen aus allen Teilen Deutschlands und aus Österreich waren gekommen, um das Verschmelzungsthema kennen zu lernen. Für praktische Übungen blieb keine Zeit, weil alle eigene Anliegen hatten, die durch zahlreiche frühere Aufstellungen offenbar nicht gelöst werden konnten! Heftige Identifikationen und "Verschmelzungen" sind offensichtlich sehr häufig und können durch das traditionelle "Anschauen" oder "Ich nehme Dich in mein Herz" oft nicht gelöst werden. Im Gegenteil, bei Verschmelzungen geht es ja gerade darum, "aus dem Anderen auszusteigen", ihn "aus dem Herzen gehen zu lassen, damit er seinen Frieden findet"!!
Wir wurden uns bewusst, daß durch die ungelöste Symbiose, durch das Übernehmen wollen für den anderen und die unausgesprochenen Erwartungen an den anderen der Kontakt verloren geht, wir die Achtung für den anderen, aber auch für uns selbst verlieren. Alle waren begeistert von der Klarheit und Einfachheit der Methode, die Atmosphäre war beschwingt und heiter.


Sippengewissen oder Individuation?

Das Fokussieren auf Abgrenzung und Individuation macht deutlich, dass viele Familien in einer kollektiven Symbiose stecken, so als hätten sie die Entwicklung von Ich-Bewusstsein und Individuation - vor immerhin 3000 Jahren - noch gar nicht mitbekommen. Bildlich gesprochen, so als bewohnten sie noch den Mehrgenerationen-Schlafraum der Steinzeit, hätten die Vorteile eines eigenen Raumes, dessen Türen und Fenster sie selber öffnen oder schließen können, noch gar nicht kennen gelernt!
Es scheint, dass manche Familienaufsteller, die ihre Klienten dazu anleiten, im Familiensystem nach ausgeklammerten Schicksalen, nach Opfern und Tätern, nach Familiengeheimnissen zu forschen, in der Vorstellung, sie könnten so die mystischen Instanzen des Sippengewissens und der Familienseele (Hellinger) versöhnen und den Klienten befreien. Aber geben sie nicht dadurch den schweren Schicksalen des Systems noch mehr Energie, wecken sie nicht schlafende Hunde? Stören sie die Totenruhe der längst Verstorbenen, anstatt dem Klienten zu helfen, sich von diesen Schicksalen abzugrenzen, zu sich selber zu finden?
Ist es nicht gerade diese Vorstellung, die das Familienstellen oft so zäh und schwer - und belastend macht??
Verstärken sie nicht noch die krankmachende Tendenz zur kollektiven Symbiose, gemäß dem bösen Satz von Karl Krauss - über die Psychoanalyse: - "sie ist selbst die Krankheit, die zu heilen sie vorgibt"? (mehr dazu unter "Familienseele oder Individuation" auf der Homepage und im Dezemberheft der "Praxis der Systemaufstellung").
Für mich sehr bemerkenswert: fast alle Teilnehmer des Workshops kamen aus der Psycho-Kinesiologie. Dort scheint die Bereitschaft, sich für neue Konzepte, speziell das Verschmelzungsthema, zu interessieren, wesentlich größer zu sein als bei den traditionellen Familienaufstellern!


Feedback und Forum

Sehr bewegt und gefreut hat mich auch die positive Rückmeldung zum Verschmelzungskonzept von Stavros Menzos, einem sehr erfahrenen unorthodoxen Psychoanalytiker, der auch mit depressiven und schizophrenen Patienten gearbeitet hat. Sein Bipolaritätsmodell war sehr hilfreich für die Entwicklung meines Konzeptes. Auch er ist der Meinung, dass die Autonomiestörung die entscheidende zentrale Ursache für (fast) alle psychischen Erkrankungen ist! Diese und andere zum Teil sehr berührende Rückmeldungen und Diskussionsbeiträge - darunter vielleicht auch Eure eigene?! - findet Ihr demnächst auf der Homepage unter "Feedback" und "Forum".


Termine

Die regelmäßigen Einführungsabende (1.und 3. Dienstag im Monat, 20.00 Uhr), geben Gelegenheit den aktuellen Stand der "Kunst" kennenzulernen.

Beim Kollegialen Austausch (jeden 2. Dienstag, 20.00 Uhr) besteht darüber hinaus die Möglichkeit, das neue Konzept zu diskutieren, gibt es Raum für Intervision und eigene Aufstellungen.
Bitte vorher telefonische Anmeldung!

Weiterbildung für Fortgeschrittene
mit Theorie, praktischen Übungen, Raum für eigene Anliegen, Intervision gibt es vom 22.-24. März 2007 und vom 11.-13. Oktober 2007 jeweils Donnerstag bis Samstag.

Neuer Ausbildungskurs prozessorientiertes Familienstellen 2007/2008
beginnt am 19. bis 21. Juli 2007 (Donnerstag bis Samstag), bestehend aus 6 Blöcken zu 3 Tagen (Donnerstag bis Samstag). Honorar € 1800.


Ich wünsche Euch eine gute Zeit!


Ernst-Robert Langlotz




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