• „Haben oder Sein“
  • „Trailer“ zu Die globale Krise
  • „Eyes of Europe“
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Liebe Freunde,

Liebe Kolleginnen,

In den letzten Tagen bin ich noch einmal auf ein Buch von Erich Fromm gestossen
„Haben oder Sein“ ( dtv 2013)

Unter diesem Titel hat Erich Fromm (1900-1980), der deutsch-jüdische Psychoanalytiker und Sozialpsychologe 1976 ein Buch geschrieben, das weltweit grosse Beachtung fand. Als einziges Kind jüdisch-orthodoxer Eltern hätte auch er jüdischer Rabbiner werden sollen. So war er vertraut mit der spirituellen Tradition des Chassidismus. Aufgrund seiner eigenen Neurose suchte er Orientierung bei der Freudschen Psychoanalyse und wurde selber ein weltweit anerkannter Psychoanalytiker und Sozialpsychologe (Frankfurter Schule).

Als Therapeut war er täglich mit der Frage nach einem „glücklichen Leben“ konfrontiert. Um die individuellen und gesellschaftlichen Aspektes des Leids zu verstehen und zu erklären, griff er auf Vorstellungen von einem erfüllten Leben zurück, die er im jüdischen Chassidismus und in der christlichen Mystik (Meister Eckehardt) aber auch bei Marx zu finden glaubte. Seine Beobachtungen und Überlegungen dazu fasst er in der Gegenüberstellung zweier gegensätzlicher „Existenzweisen“ zusammen, der des Habens und der des Seins. Dies Buch wurde grundlegend für die „humanistische Psychologie“, aber auch für die Umweltbewegung. Und es ist heute noch genauso aktuell wie vor vierzig Jahren.

Erich Fromm versteht Haben und Sein als zwei entgegengesetzte Existenzweisen. Seine These: Alle individuellen und gesellschaftlichen Probleme hängen damit zusammen, dass sich die meisten Menschen heute überwiegend in der Existenzweise des Habens befinden. Das Streben nach Besitz und Profit sei die Religion unserer westlichen Gesellschaft, und sie mache die Menschen krank und aggressiv.
Als Alternative formuliert er eine
Existenzweise des Seins.

„Wenn ich bin, der ich bin, und nicht, was ich habe, kann mich niemand berauben oder meine Sicherheit und mein Identitätsgefühl bedrohen. Mein Zentrum ist in mir selbst.“
Vorbilder für diesen „Seinsmodus“ findet er bei dem mitelalterlichen Mystiker Meister Ekkehard und … bei Karl Marx. Seine Forderung: Wir müssen wieder zum Sein finden, denn hier ist Lebendigkeit und Vernunft, und nur so kann die Menschheit überleben.
Das betrifft alle Lebensbereiche.

„Die Entwicklung dieses Wirtschaftssystems wurde nicht mehr durch die Frage: Was ist gut für den Menschen? bestimmt, sondern durch die Frage: Was ist gut für das Wachstum des Systems?“ (S. 20)
„Wenn die Menschen jemals frei werden, das heißt dem Zwang entrinnen sollen, die Industrie durch pathologisch übersteigerten Konsum auf Touren zu halten, dann ist eine radikale Änderung des Wirtschaftssystems vonnöten: dann müssen wir der gegenwärtigen Situation ein Ende machen, in der eine gesunde Wirtschaft nur um den Preis kranker Menschen möglich ist.“ (S. 215)

Zur Religion:
Im Neuen Testament ist der Protest gegen ein am Haben orientiertes Leben radikal. Die Frühchristen waren Arme und gesellschaftlich Ausgestoßene, die Luxus und Habgier verachteten. Diese Tradition hat sich in den Mönchsorden fortgesetzt, wo das Gelübde der Eigentumslosigkeit vorausgesetzt wird. Der mittelalterliche Mystiker Meister Eckehart hat die unterschiedlichen Existenzweisen des Habens und Seins besonders eindringlich beschrieben: An den Besitz soll man nicht gefesselt sein, denn das macht unfrei und steht einem dabei im Weg, die inneren Kräfte zu entfalten. Das Sein dagegen ist Lebendigsein, Tätigsein, Verströmen, Produktivität.

Auch unser Verständnis von Autorität ändert sich mit unserer Lebenshaltung. Rationale Autorität beruht auf Kompetenz und fördert das Wachstum des Menschen, der sich ihr anvertraut. Sie gründet im Sein einer hoch entwickelten Persönlichkeit, die Autorität ausstrahlt, ohne befehlen oder drohen zu müssen. Je komplexer und hierarchischer eine Gesellschaft ist, desto mehr hängt Autorität aber vom sozialen Status ab – Kompetenz ist dann nicht mehr die notwendige Voraussetzung. In der Monarchie etwa entscheiden allein die Gene über die Autorität, in modernen Demokratien genügt dafür sogar oft eine fotogene Erscheinung.
Dieses Autoritätsdenken äußert sich auch in der Religion:
In der Existenzweise des Habens ist der Glaube der Besitz von Antworten, für die man keine gesicherten Beweise hat. Gott wird zu einem Idol gemacht, auf das die Menschen ihre eigenen Kräfte projizieren. Dadurch schwächen sie sich selbst. In der Existenzweise des Seins aber unterwirft man sich Gott nicht, weil einen Autoritäten dazu zwingen, sondern man erfährt ihn in sich selbst.

„Gott, ursprünglich ein Symbol für den höchsten Wert, den wir in unserem Innern erfahren können, wird in der Existenzweise des Habens zu einem Idol.“ (S. 60)

Und dies IDOL ist ein Götzenbild, das benutzt und missbraucht werden kann. Daher haben Judentum und Islam – nicht das Christentum! – darauf bestanden, kein Abbild Gottes anzufertigen! Und die taoistischen Philosophen sagen: Das Tao, das benannt werden kann ist NICHT das Tao.

Fromm´s Konzept von Haben oder Sein weist erstaunliche Parallelen auf zu dem Konzept der systemischen Selbst-Integration. Der Seins-Modus entspricht dem, was ich als Autonomie bezeichne. Die Existenzweise des Habens ist ein wesentlicher Aspekt des von mir als Symbiosemusters bezeichneten Zustands.
Ein entscheidender Unterschied besteht darin, dass ich den Haben-Modus (das Symbiosemuster) als Folge einer individuellen oder kollektiven Konditionierung durch Trauma verstehe. Daher sind blosse verbale Appelle nicht geeignet, diesen Modus zu verändern. Dazu bedarf es intensiverer Massnahmen, im Sinne einer Dekonditionierung.

Ein sehr bewegendes Interview mit dem 80-jährigen Fromm findet sich bei Youtube unter

https://www.youtube.com/watch?v=sVd4dKH3vng


“Trailer” zu Die globale Krise

Aus dem Aufsatz zum Thema „globale Krise“ ist ein Buch von über 100 Seiten geworden, sodass ich zu diesem Thema eine Kurzfassung – sozusagen einen „Trailer“ – angefertigt habe, den findet ihr unter http://www.elcor-international.org/media/Trailer_Der_domestizierte_Mensch.pdf

Diese Website gehört zu Eyes of Europe http://eyes-of-europe.org/Eyes-of-Europe.html einer Gruppe kritischer Menschen aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Lehre, die seit mehr als 20 Jahren die Entwicklung Europas differenziert begleitet, und Lösungsvorschläge unterbreitet, die sowohl aus Stagnation als auch aus solchen Krisen herausführen, in der sich das Konstrukt “Europäische Union” derzeit befindet.  Axel Jürgens ist Urheber und Mitbegünder von von Eyes of Europe – siehe http://www.elcor-international.org/media/EoE-History.pdf
Er hat mich bei beiden Texten mit grossem Einsatz unterstützt und hat ihnen ein sehr ansprechendes Layout verpasst. Danke, Axel!

 

TERMINE

Informations- und Austauschabend

Ein bis zweimal im Monat gibt es in der Praxis von 19-21h einen Info- und Austauschabend. Er ist gedacht

  • für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für
  • diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Stellvertretern.
  • für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.

Teilnahmekosten: € 15, mit Aufstellung € 100.

Bitte vorher anmelden über Email, mit Angabe der Telefonnummer.

Nächste Termine (geändert): 16.1.2019, 6. und 20.2.2019.


WEITERBILDUNG 2019/2020

BEGINN VERSCHOBEN!

GRUNDSTUFE (Module 1-5)
1.: 12.-14.4.2019
2.: 21.-23.6.2019
3.: 2.-4.8.2019
4.: 5. 11.-13.10. 2019
5.: 6.-8-12.2019

AUFBAUSTUFE (Module 6-10)
6.: 14.-16.2.2020
7.: 17.-19.4.2020
8.: 12.-14.6.2020
9.: 7.-9.8.2020
10.: 9.-11.10.2020
(Ersatz 11.-13.12.2020)

ES GIBT NOCH FREIE PLÄTZE!

Weitere Informationen unter https://www.e-r-langlotz.de/familientherapie/weiterbildung_systemische_selbstintegration.php


Supervision in 2019

4./5. März 2019, 4./5. November 2019

Die Supervision ist besonders wichtig für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” zu informieren: um die neuen Formate „Glaubenssatz“, und „Problem als Schlüssel zur Lösung“ und die neue Traumatherapie kennen zu lernen.

Gäste sind herzlich eingeladen. Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.

Zeiten: Erster Tag: 10-18h, Zweiter Tag: 9-17h.
Honorar: € 200

Bitte mit Adresse und Telefonnummer anmelden!

Ich wünsche uns allen ein gutes Jahr 2019. Dass wir bereit sind, uns von liebgewordenen überholten Vorstellungen zu befreien, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein.In diesem Sinne grüsse ich euch alle herzlich

Ero

(versendet: 30.12.2018)