INSTITUT SYSTEMISCHE SELBST-INTEGRATION LANGLOTZ-KUTZELMANN

  • Bert Hellinger ist mir im Traum begegnet
  • Lebender Zwilling – Trennungstrauma mit Symbiosefolge?


Liebe Kolleg*innen,
liebe Freunde,

Gerade habe ich Corona, die leichte Variante, übernommen von meiner lieben Frau. Aber die Begleiterscheinungen Erschöpfung und Schwäche bewirkten für einige Tage Kraftlosigkeit und einen schlurfenden Gang. Ich fühlte mich wie ein alter Mann, bewusst seiner Vergänglichkeit.
Heute fühle ich mich schon viel besser.
Ich muss euch von einem Traum erzählen:

Bert Hellinger hat mich herzlich umarmt

So herzlich hatte ich ihn nicht in Erinnerung! Das hat mich sehr glücklich gemacht. Umso mehr, da ich ihn vor 2 Jahren öffentlich als Arschloch tituliert habe.
https://youtu.be/YHXgdNeyIv8 (Text unter https://www.systemische-selbstintegration.de/t241f3-Darf-ich-Bert-Hellinger-oeffentlich-als-Arschloch-titulieren.html)

Ich verdanke Bert sehr viel. Ein Jahr (1994) lang telefonierten wir einmal in der Woche und besprachen die Probleme und die Schicksale meiner psychiatrischen Klienten. Bert´s Sichtweise von Familienschicksal ermöglichte mir ein tieferes Verständnis ihrer unbewussten Dynamik. Und Bert bat mich, für ihn einen Workshop „Familienaufstellungen mit Psychose-Betroffenen“ zu veranstalten und zu dokumentieren (vergriffen). Die Aufstellungen waren sehr berührend. Die Teilnehmer konnten jedoch keine wesentliche Verbesserung nach dieser Aufstellung bemerken – was aus meiner heutigen Sicht auch nicht zu erwarten war.
Aber dieser “Misserfolg” bewirkte, dass ich so etwas wie einen Auftrag spürte, die Aufstellungsmethode weiter zu entwickeln, um Menschen mit psychiatrischen Störungen helfen zu können.
Heute würde ich das so sehen: Hellingers Selbst, seine „Essenz“ hatte mein Selbst, meine Essenz berührt. Daher war es für mich so schmerzhaft, als der reale Bert in einer Supervision mich vor 20 Aufsteller-Kollegen abwertete. Es ging um eine Abtreibung. Da seine Interventionen zu keiner Lösung führte, wagte ich es, eine Intervention zu beschreiben, die sich mir als sehr wirksam erwiesen hatte. Sein einziger Kommentar „Robert, von dir ist bekannt, dass du zum Abschwächen neigst!“ Die Kollegen schwiegen betreten. Auch in der Pause kam kein einziger auf mich zu.
Das hatte die Wirkung, dass ich mich von Hellinger und meinen Kollegen zurückzog. Nur so konnte ich unser heutiges Konzept entwickeln, und damit jeden Tag Menschen mit psychischen und psychiatrischen Problemen helfen.
Wie soll ich jetzt diesen Traum verstehen?
Hat Hellinger´s „Selbst“ den „realen“ Hellinger damals veranlasst, mich aus diesem Kollektiv einer Hellinger-treuen Aufsteller-Gemeinschaft „heraus zu kicken“, weil ich nur so seinen „Auftrag“ erfüllen konnte? Eine gewagte Vorstellung.
Oder konnte mein eigenes Selbst seine Verbindung mit Hellingers Selbst erst spüren, nachdem ich die berechtigte Wut über diese Verletzung öffentlich ausgedrückt hatte?
Vielleicht stimmt ja auch beides.
Jedenfalls fühle ich mich durch diese Traum-Begegnung sehr bereichert. Und mir ist eine neue Intervention eingefallen, für einen Klienten, der sich von seinem Gegenüber verletzen lässt, weil er sich nicht zu wehren traut: „Ich achte deine Würde, und ich achte meine Würde. Es ist mit deiner und meiner Würde unvereinbar, dass ich mich von dir verletze lasse, ohne mich zu wehren!“
Und weiter: „Wenn du das unbedingt brauchst, dann musst du dir jemand anderen suchen. Ich stehe nicht mehr zur Verfügung!“

Lebender Zwilling – Trennungstrauma mit Symbiosefolge?

Wir wissen, dass der frühe Verlust eines Zwillings ein Symbiosemuster bedingen kann. Und dass die Lösung durch die Bearbeitung dieses Verlusttraumas möglich ist.

Auch lebende Zwillinge sind häufig noch sehr symbiotisch verbunden. Bisher war meine Vermutung, dass sie durch die Verbindung im Mutterleib einen „Zwillingsmodus“ entwickelt hatten: sie fühlten sich vollständig nur mit einem anderen Wesen, das ihnen gleich oder zumindest sehr ähnlich war.

Durch die Aufstellung mit Petra erkannte ich, dass auch lebende Zwillinge ein frühes Trennungstrauma haben. Mit ähnlicher Dynamik und ähnlichen Lösungsstrategien.
Mit einem entscheidenden Unterschied:
der verstorbene Zwilling muss entlassen werden ins „Licht“,
der lebende Zwilling kann entlassen werden „in sein eigenes selbstbestimmtes Leben“.
Da Petras Zwillingsschwester lebt ist auch weiter Kontakt mit ihr möglich. Nach diesem Trennungs-Prozess fühlen sich beide vollständig ohne den anderen, und können sich daher auf neue Weise begegnen. Sie müssen nicht sofort wieder in einen „Zwillingsmodus“ geraten.
Ist das nicht eine bizarre Parallele zu „siamesischen Zwillingen“?! Die ja auch getrennt werden müssen damit sie sich begegnen können.
Ein Protokoll dieser Aufstellung findet ihr unter https://www.systemische-selbstintegration.de/t286f3-Lebender-Zwilling-Trennungstrauma-durch-die-Geburt.html

TERMINE

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Wir grüssen euch herzlich!

Ero und Phil

(versendet: 01.02.2024)