• Ronja
  • „Lieben statt Loslassen“?
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Liebe Freunde,

Liebe Kolleg*innen,

gerade war unsere Enkelin Ronja mit ihren beiden Eltern zu Besuch in München. Ich wusste gar nicht mehr, wie zart, bedürftig und zauberhaft so ein kleines Menschlein mit fünf Monaten ist. Und wieviel Aufmerksamkeit und Geduld und Kraft es die Eltern kostet, ein Kind dabei zu unterstützen, zu wachsen und gross und selbständig zu werden. Einerseits ist ein Kind extrem bedürftig, und ist völlig angewiesen auf Eltern, die spüren, was es gerade braucht, und es ihm ruhig und liebevoll geben können. Andrerseits hat es ein starkes Bedürfnis sich auszudrücken, etwas zu erforschen und etwas zu machen. Eltern sind da sehr gefordert und dabei angewiesen auf das Verständnis und die Unterstützung der Umgebung: Eltern (wenn sie erreichbar sind), Nachbarn, Freunde, der Arbeitsplatz. Und es scheint, dass dies Verständnis und diese Unterstützung heute in unserer Gesellschaft nicht so selbstverständlich ist. Eltern sind dann oft überfordert, und Kinder „lernen“ notgedrungen, sich an diese Eltern anzupassen. Ich denke die Kultur einer Gesellschaft zeigt sich daran, wie sie Eltern den Raum und die Unterstützung gibt, die sie brauchen, um das Wachsen ihrer Kinder gut zu begleiten.
Überrascht war ich davon, dass Ronja manchmal Schreie ausstiess, die wie kleine Tigerschreie klangen, so als wolle sie schon ihre Kraft erproben!

„Lieben statt Loslassen“?

Es gibt Menschen mit einer „verzögerten“ oder „pathologischen“ Trauer-Reaktion, das heisst die Betroffenen bleiben im Trauerprozess stecken, werden depressiv und bisweilen auch suizidal. Sie wollen die Verstorbenen nicht loslassen. Sie haben das Gefühl, noch mit ihnen verbunden zu sein. Da sie die klassische Trauer-Therapie mit der Forderung nach „Loslassen“ nicht akzeptieren, bilden sie häufig Selbsthilfe-Gruppen (z.B.„Verwaiste Eltern“, dieser Begriff lässt bereits ahnen, dass die Kinder eine Elternrolle einnehmen mussten und gar nicht Kind sein konnten). Unter den Betroffenen sind auch Trauer-Therapeuten, die nun ein neues Konzept vertreten, dass sie als „Moderne Trauer-Psychologie“ bezeichnen: „Lieben statt Loslassen“. Nach meiner Beobachtungen waren die Betroffenen bereits vor dem Tod des Angehörigen mit ihm symbiotisch „identifiziert“ – statt mit ihrem eigenen Selbst. Umso mehr klammerten sie sich nach dessen Tod an den Verstorbenen, fühlten sich wohler bei den Toten als bei den Lebenden, und verloren dadurch noch mehr den Zugang zu ihrem Selbst – eine Falle.

Der Dichter Rainer Maria Rilke – der von seiner Mutter einen Mädchennamen erhielt und in Mädchenkleidern aufwuchs, weil sie den Verlust ihres ersten Kindes, einer Tochter nicht verschmerzen konnte – ist bekannt für seine unglaubliche Sensibilität und Einfühlung. Er beschreibt diese Zusammenhänge in seinem Gedicht

“Tod der Geliebten” :
Er wußte nur vom Tod was alle wissen:
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,

hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten und ihre Weise wohlzutun:

da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden

und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße -.
Und tastete es ab für ihre Füße.

Gerade für diese Menschen, die sich mehr bei den Verstorbenen zuhause fühlen, als im Leben, und die sich daraus befreien wollen, kann die SSI lebensrettend sein: die Differenzierung (Abgrenzung) zwischen sich und dem Verstorbenen, um endlich Selbst-Verbindung und Autonomie zu ermöglichen.

Eine Klientin, die ein Leben lang mehr bei ihrem verstorbenen Bruder war als bei sich, beschrieb das so:

Wie schwer es ist mit Flügeln auf dieser Erde seinen Weg zu gehen habe ich zur Genüge durchlebt. Weil ich mich dadurch, dass ich einen Bruder verloren und mit 5 Jahren eine Nahtoderfahrung hatte, in der Welt der Toten auskenne.

Mich in dieses Leben ganz zurück zu holen und mir zuzugestehen, dass ich es mir gut gehen lassen darf, konnte nur funktionieren durch das Gehenlassen und Würdigen der Verstorbenen, dass sie Ihren Platz haben und ich meinen Platz haben darf im Hier und Jetzt. Dass mein Leben ganz anders sein darf und die Verstorbenen ihr Leben, so schwer es vielleicht war schon hinter sich haben. Dass sie ihren Frieden haben dürfen.

Dass ich das lernen durfte, ist ein großes Geschenk, denn ich hatte immer Angst vor dem Leben und keine Angst vor dem Tod.

Loslassen und Lieben

Wenn wir unterscheiden können zwischen Ich und Du, zwischen Lebenden und Toten, dann können wir die Verstorbenen dahin gehen lassen, wo sie hingehören. Und wir dürfen da sein, wo wir hin gehören: ins Leben. Trennung tut immer weh. Aber das Durchgehen durch diesen Abschiedsschmerz ist „gesund“, er öffnet uns die Türe zu uns selber im hier und jetzt. Das Loslassen der Verstorbenen bedeutet ja nicht, dass wir sie nicht mehr lieben dürfen. Wir erinnern uns dankbar an das Schöne – und an das Schmerzliche, das wir mit ihnen erlebt haben. Wir achten, dass sie da waren – und dass sie gegangen sind. Dass sie unser Leben durch ihr Dasein – und durch ihr Gehen! – bereichert haben. Wenn wir diese Erinnerungs-Spuren, die sie hinterlassen haben, achten, dann leben sie weiter.

TERMINE

Informations- und Austauschabend

Ein bis zweimal im Monat gibt es in der Praxis von 19-21h einen Info- und Austauschabend. Er ist gedacht

  • für neue Klienten, die meine Arbeit kennen lernen wollen, und für
  • diejenigen, die zwar schon die Einzelarbeit bei mir kennen, aber noch nicht das Aufstellen mit Stellvertretern.
  • für Aufsteller und Therapeuten, die meine Arbeit kennen lernen wollen.

Teilnahmekosten: € 15, mit Aufstellung € 100.

Bitte vorher anmelden über Email, mit Angabe der Telefonnummer.

Nächste Termine: 8.8., 15. und 19.9.2018


WEITERBILDUNG 2019/2020

GRUNDSTUFE (Module 1-5)
1: 15.-17.2.2019
2: 12.-14.4.2019
3: 21.-23.6.2019
4: 2.-4.8.2019
5: 11.-13.10. 2019
Ersatztermin: 6.-8.12.2019 (Falls ein Modul ausfallen muss)

AUFBAUSTUFE (Module 6-10)
6: 14.-16.2.2020
7: 17.-19.4.2020
8: 12.-14.6.2020
9: 7.-9.8.2020
10: 9.-11.10.2020
(Ersatz 11.-13.12.2020)

ES GIBT NOCH FREIE PLÄTZE!
Weitere Informationen unter https://www.e-r-langlotz.de/familientherapie/familientherapie_weiterbildung.php


Supervision in 2018/19

5./6.11.2018, 4./5.3.2019

Die Supervision ist besonders wichtig für alle, die bei mir systemische Selbst-Integration gelernt haben, um sich über den neuesten “Stand der Kunst” zu informieren: die neuen Formate „Glaubenssatz“ und „Problem als Schlüssel zur Lösung“.

Gäste sind herzlich eingeladen. Ich biete euch an, eigene neue Erfahrungen und Beobachtungen auszutauschen, sich für die Arbeit mit “schwierigen” Klienten Unterstützung zu holen und eigene Anliegen zu bearbeiten.

Zeiten: Erster Tag: 10-18h, Zweiter Tag: 9-17h.
Honorar: € 200

Bitte mit Adresse und Telefonnummer anmelden!

 

Euch allen herzliche Grüsse

Ero

(versendet: 01.08.2018)