Liebe Freunde!
Liebe KollegInnen!
Inhalte dieses Newsletters:
Am letzten Wochenende hatte ich ein sehr berührendes Seminar auf der Rosenburg, im Waldviertel. Es ist ein sehr besonderer Ort, vielleicht war deshalb die heilende Wirkung so ausgeprägt?
Einige Beobachtungen "aus der Werkstatt".
Abgrenzung anders herum
Wie ihr wisst, ist das Abgrenzungsritual inzwischen ein wesentliches Element des Aufstellungsprozesses. Zu Beginn hatte ich es nur bei Klienten eingesetzt, die Gewalt erfahren haben, um den "eingefrorenen" Impuls, sich zu wehren wieder zu befreien. Später habe ich bemerkt, dass beim Symbiosekomplex immer eine "gesunde Abgrenzung" blockiert ist und daher das Abgrenzungsritual sinnvoll ist.
In letzter Zeit ist mir deutlich geworden, dass Menschen, die sich selbst nicht gut abgrenzen, meist auf "fremden Booten" unterwegs sind. Das heisst, dass sie immer auch Probleme haben, fremde Grenzen zu respektieren. Sie neigen dazu, die gesunde Abgrenzung eines Anderen (Partner, Kind) als verletzend, als lieblos und undankbar zu erleben. Und sie versuchen vielleicht, dem anderen das "abzugewöhnen".
Für sie ist es wichtig, nach dem eigenen Abgrenzungsmanöver zu erleben, wie es sich anfühlt, wenn auch das Gegenüber sich abgrenzt. Nach dem Motto "Gleiches Recht für alle"!
Und nach dieser Erfahrung können sie sich gleich noch besser abgrenzen! ;-)
Und es geht bei dem Abgrenzungsritual nicht um "rohe Gewalt"! Bisweilen setzen Klienten ihre Wut darüber, dass sie sich bisher nicht abgrenzen konnten, unmittelbar um, sodass es auch zu Verletzungen kommen kann. - Ich selbst hatte nach einer Einzelsitzung, bei der ich "aufs Kreuz gelegt wurde", zwei Wochen lang Steißbeinschmerzen!
Deshalb gibt es jetzt die Anweisung: es geht darum, den anderen in seiner Annäherungsbewegung möglichst früh zu stoppen – nicht ihn wegzuschieben!
Krebs
Im letzten Kurs hatte eine Klientin den Wunsch, ihre Krebserkrankung aufzustellen. Zwei Jahre, nachdem der Vater an Krebs erkrankte – und inzwischen verstarb – bekam auch sie eine Krebserkrankung. Und sie hatte das Gefühl, dass sie das irgendwie zu locker nahm.
In einer "verdeckten" Aufstellung stellte sie jemand für den Krebs auf, für das "worum es eigentlich geht" einen Mann schräg seitlich. Ihre Selbstanteile stellte sie ziemlich nahe! zu sich , aber die hatten das Gefühl, sich etwas zurückziehen zu müssen.
Am Platz des Krebses fühlte sie sich merkwürdig "zuhause". Sie konnte sich entscheiden, da "auszusteigen", und sich ihren Selbstanteilen zuzuwenden, mit ihnen zu verschmelzen.
Darauf spürte der Krebs mehr Verbindung zu dem Mann.
Als sie probierte, wie sie sich auf dem Platz des Mannes fühlte, war ihr auch das vertraut. Und es schien so, dass es sich um den Vater handelt, in dessen geistiger Welt sie sich sehr wohl fühlte.
Da auszusteigen war sehr viel schmerzvoller. Aber es gelang ihr, sich mit ihren Selbstanteilen zu verbinden und ihren eigenen Raum abzugrenzen, selbst gegenüber dem Vater. Nach dem Motto: in meinen (Identitäts-) Raum gehört nur das hinein, was "Selbst" ist und nicht etwas Fremdes, so lieb und wertvoll es auch sein mag. Damit auch "drin ist, was draufsteht".
Mein Bild: das ist so etwas wie "Psychoimmunologie", die Unterscheidung zwischen Selbst und dem Fremden stärkt die körpereigene Abwehr gegen (körper-fremdes) Krebsgewebe. Man darf nicht erwarten, dass durch eine Aufstellung ein Krebs "geheilt" werden kann. Aber durch eine Stärkung der eigenen "Selbst"-Heilungskräfte ist ein günstigerer Verlauf möglich.
Eine Wohnung lässt sich nicht vermieten
Eine Frau hat von ihrer vor zwei Jahren verstorbenen Mutter eine schöne Wohnung geerbt, für die sie seit einem Jahr vergeblich einen Mieter sucht. Sie hat die Wohnung ausgeräumt, renoviert ("neues Parkett") und inzwischen drei (!) Makler beauftragt! Vergebens!
Sie stellt auf: für die Wohnung eine stattliche reife Frau, ihre beiden Selbstanteile davor und dahinter, sich selbst in 3 meter Abstand seitlich entfernt.
Jedem ist klar: diese Wohnung ist nicht frei, sie ist "besetzt"!
Die Wohnung fühlt sich unwohl, sehr eingeengt.
Das kindliche Selbst sagt: das ist nicht die Wohnung, das ist die Mutter!
Ich stelle die Mutter dazu, und bei der Überprüfung wird deutlich, dass sie sich in der Wohnung wie auf ihrem "eigenen Boot" fühlt und dass sie sich auch von der Mutter noch nicht verabschiedet hat. Nacheinander grenzt sie sich gegenüber der Mutter ab, entlässt sie "ins Licht" und grenzt sich dann auch gegenüber der Wohnung ab.
Inzwischen habe ich noch einen Mieter aufgestellt. Der fühlte sich von der "besetzten" Wohnung zunächst nicht angezogen. Nachdem die Wohnung "frei" war, geht die Wohnung von sich aus auf den Mieter zu!
Kommentar überflüssig!
"Do it yourself!"
Das "Drehbuch", um selber eine Aufstellung in der Imagination oder mit Requisiten durchzuführen, habe ich aktualisiert. Ihr findet es auf der Homepage.
Und es gibt ein fabelhaftes feedback dazu!
Termine
"Aufstellungswelten"
Am 30.4.2011 werde ich in Wien als Referent den ersten von mehreren Weiterbildungsblöcken "Aufstellungswelten" bestreiten. Weitere Gastreferenten sind u.a. Mathias Varga von Kibed und Gunther Schmid. Organisiert wird diese Reihe von Gabi Klim und Team.
Mehr unter:
www.aufstellungswelten.at
www.bewusster-leben.at